Radwegebefahrung - 2015

Als Fortschreibung der Radwegebefahrung 2014 fand am 02. Juni 2015 die diesjährige Tour statt. Teilnehmer von Seiten des ADFC waren die Vorsitzende Frau Marie-Anne Schlaberg und die Herren Olaf Reinike, Jürgen Engelbrecht und Georg Bäumer. Von der Hansestadt Wismar waren Frau Eckhardt von der EVB, Herr Rittemann vom Planungsamt und Herr Bruse vom Ordnungsamt anwesend; Herr Elgeti von der Polizei hatte leider kurzfristig abgesagt.

1. Nach dem gemeinsamen Start um 14.00 Uhr am Rathaus befuhren wir die Lübsche Str. stadtauswärts und gelangten hinter der Heiligen-Geist-Kirche an der Einmündung Neustadt gleich zum ersten neuralgischen Punkt. Herr Bruse klärte uns darüber auf, dass der als „Verkehrsberuhigter Bereich“ ausgewiesene Boulevard von Fußgängern und Radfahrern über die gesamte Breite - also von Häuserfront zu Häuserfront – nutzbar ist; auch auf den angedeuteten Gehwegen. Letztere dienen nur der historischen Angleichung und haben darüber hinaus keinerlei Bedeutung. Das Ende des „Verkehrsberuhigten Bereichs“ ist rechtlich einer Grundstücksausfahrt gleichzusetzen, d.h. eigentlich hat die Straße Neustadt Vorfahrt gegenüber der von links kommenden Lübsche Str.. Dem steht aber die Beschilderung der Einmündung Neustadt entgegen, in der das Verkehrszeichen Vorfahrt achten in Verbindung mit dem Hinweiszeichen auf den Radverkehr aufgestellt ist. Anhand eines aktuellen Unfalls aus dem Kreis des ADFC will sich Herr Bruse dieser Sache annehmen.

2. Am folgenden Kreisverkehr auf der Lübsche Str. vermisst der ADFC eine klare Radwegeführung. Aus räumlichen Gründen war so etwas lt. Herrn Rittemann beim Bau nicht möglich; er verweist in diesem Zusammenhang auf den § 1 der StVO, d.h. hier: Blickkontakt bzw. Fahrrad schieben.

3. Als nächstes stand die Einfahrt in die Philipp-Müller-Str. von der Lübsche Str. aus auf dem Programm. Hier ist eine Weiterfahrt der Radfahrer nur verbotener Weise auf dem Gehweg möglich, da keine Abfahrt auf die Fahrbahn vorgesehen ist. Hier will die Stadt versuchen, eine Anbindung zu schaffen. Auf Grund des sehr starken Autoverkehrs dort ist dies allerdings auch nur eine Notlösung wie die Befahrbarkeit der Philipp-Müller-Str. insgesamt. Es wurde vom ADFC angeregt, den östlichen Gehweg dort evtl. in beide Richtungen für Fahrräder freizugeben; auch das wird von der Stadt geprüft. Die gesamte Situation dort wird sich nur im Rahmen einer Gesamtsanierung der Philipp-Müller-Str. incl. Radwegebau entschärfen lassen. Der ADFC wünscht sich hier eine möglichst zeitnahe Neuaufteilung der Verkehrsfläche, um bessere Bedingungen für Radfahrer zu schaffen.

4. Ohne Befahrung wurde noch auf die Kreuzung Bürgerm.-Haupt-Str. / Philipp-Müller-Str. hingewiesen. Wenn man dort die Philipp-Müller-Str. von Ost nach West überquert, wird der Radweg auf die Fahrbahn geleitet. Die dortige Kante war durch einen Asphaltkeil angeglichen gewesen, dieser ist aber im Laufe der Zeit kpl. weggebrochen. Frau Eckhardt versprach kurzfristig Abhilfe.

5. An der Kreuzung Lübsche Str./Am Köppernitztal wurde auf die unterschiedliche Länge der Grünphasen für die Radfahrer zwischen Am Köppernitztal und der Werftstr. hingewiesen. Frau Eckhard gab zwar an, diese Zeiten seien identisch, eigene Messungen führten aber zu einer Grünphase von 20 Sekunden für den Übergang Am Köppernitztal und 45 sec. für den Verkehr über die Werftstr.; hier ist der verkehrskonforme Radler deutlich im Nachteil. Vielleicht befahren auch deshalb viele Fahrradfahrer die Lübsche Str. stadteinwärts auf der falschen Seite.

6. Die Einmündung des „Schwarzen Weges“ auf die Lübsche Str. ist sehr unübersichtlich, vor allem für Ortsfremde. Hier schlug Frau Eckhardt vor, unmittelbar vor der Einmündung sowohl auf dem Schwarzer Weg, als auch auf dem Radweg der Lübsche Str. Radfahrer-symbole aufzubringen und mit entsprechenden Richtungspfeilen zu versehen.

7. Bei der nächsten Station Lübsche Str./Zum Festplatz wurde von Seiten des ADFC einerseits die Verschwenkung des stadteinwärts führenden Radwegs und die bestehende Vorfahrtsregelung sowie andererseits die fast unmögliche Querung der Lübsche Str. an dieser Stelle hinterfragt. Aussage von Herrn Rittemann: Keine Änderung möglich; die Radler müssen dort bergab bremsen und die Vorfahrt achten. Eine mögliche Querungs-hilfe über die Lübsche Str. an dieser Stelle wird überprüft.

8. An der Einmündung der Str. An der Lübschen Burg / Lübsche Str. ist auf beiden Seiten eine Beschilderung als benutzungspflichtiger Radweg angegeben. Hier werden von der EVB die linken Schilder demontiert werden.

9. In diesem Kreuzungsbereich wurde auch eingehend über die sogenannten „Bettelampeln“ diskutiert. Der ADFC kann sich nicht nur an dieser Stelle, sondern generell in Wismar einen Verzicht auf derartige Ampeln vorstellen. Die jetzige Regelung soll lt. Frau Eckhardt einen Einfluss auf die Räumzeiten der Kreuzung für die Autos haben. Dies ist aber so nicht nachvollziehbar, denn, wenn jemand als Fußgänger oder Radfahrer frühzeitig das Grünsignal anfordert, bekommt er in der nächsten Wechselphase auch grün und der Autofluss wird geringer werden, weil er ja die Fahrbahn überquert. Bei einer automatischen Schaltung verringert sich der Verkehrsfluss der Autos ja auch nur, wenn tatsächlich Fußgänger oder Radler da sind, ansonsten fließt der Autoverkehr ungehindert. Benachteiligt werden bei der derzeitigen Schaltung ausschließlich die Fußgänger oder Radfahrer, die ggfls. eine ganze Ampelphase neben den anhaltenden Autos stehen müssen, nur weil sie etwas zu spät gedrückt haben. Das führt oft zu gefährlichen Situationen, da die Ortskundigen den Kreuzungsbereich trotz Fußgängerrot überqueren. Hier sollten die Verantwortlichen bitte eine weitere intensive Prüfung vornehmen.

10. Im Musikerviertel in Wendorf wurde exemplarisch an der Mozartstr. aufgezeigt, dass eine Befahrung der Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung ohne Gefahr möglich wäre, wenn eine entsprechende Beschilderung vorläge. Augenscheinlich spricht die Fahrbahnbreite auch nicht dagegen; es wird von der Verwaltung noch genau geprüft werden.

11. An der Einfahrt Lübsche Str./Woltersdorfer Weg plädiert der ADFC für eine Freigabe des Gehweges auch für Radfahrer, um die äußerst gefährliche Querung der Lübsche Str. dort umgehen zu können. Es zeigte sich ein sehr starker Einwuchs des Grüns der Anwohner bis weit in den Gehweg hinein. Hier hat die Stadt eine Freilegung des Gehweges und einen Rückschnitt des Gehölzes durch die Grundstückseigentümer zugesagt. Im Anschluss daran wird dann die Freigabe für Radler geprüft.

12. Auf der Erwin-Fischer-Str. vor dem EWI gibt es einen breiten Gehweg, der nur in Richtung Lübsche Str. für Radfahrer verpflichtend und in der Gegenrichtung nur als Gehweg freigegeben ist. Auf Grund der dortigen Fahrbahnenge empfiehlt der ADFC, den jetzt nur in einer Richtung benutzungspflichtigen Radweg in einen Gehweg mit Radfahrerfreigabe in beide Richtungen umzuwandeln.

13. Am Platz des Friedens steht auf der Markantseite das Verkehrsschild Vorfahrt achten für die Autofahrer erst hinter der Radfahrerfurt und nimmt daher den Radlern die Vorfahrt. Hier ist von der Verwaltung die Prüfung einer Änderung zugesagt worden.

14. Die nächste Station war der Übergang der Anton-Saefkow-Str. in die Ernst-Scheel-Str., wo von rechts der Fernradweg einmündet. Es wurde vom ADFC angeregt, an dieser Stelle den Radweg zu bevorzugen, was aber von Seiten der Verwaltung als faktisch nicht machbar abgelehnt wurde. Es wurde aber zugesagt, die dort vorhandenen Büsche, die die Sicht sowohl für die Autofahrer als auch für die Radfahrer stark einschränken, zu entfernen.

15. An unserem letzten Befahrungspunkt ging es am unteren Ende der Rudolf-Breitscheid-Str. um die dort fehlenden Radwegauffahrten. Ob vom Seebad Wendorf aus bis zum Kaffee Nord die Benutzungspflicht aufgehoben und statt dessen „Radfahrer frei“ eingeführt werden kann, wird überprüft.


Abschließend ist auch in diesem Jahr wieder festzustellen, dass die Befahrung in einer entspannten Atmosphäre stattgefunden hat und jeder der Teilnehmer mit seiner Meinung Gehör fand. Die Gespräche waren sehr konstruktiv und es konnte bereits vor Ort einiges erreicht werden. Der ADFC ist gerne bereit, weiter gemeinsam mit der Verwaltung an einer Verbesserung der Radverkehrsstruktur in unserer Hansestadt Wismar zu arbeiten.

Wismar, im Juni 2015

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