Wie fahrradfreundlich ist Wismar?

Es stehen Kommunalwahlen an und es gibt ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Auf Seite 69 steht dort zum Radverkehr:

Alle wichtigen überörtlichen Routen für Fahrradtouristen (z. B. der sehr beliebte Ostsee-Küsten Radweg) tangieren die Wismarer Altstadt. Innerhalb der Altstadt wird an der Durchsetzung eines durchgängigen gut befahrbaren Radwegenetzes gearbeitet.
Hier müssen Lösungen gefunden werden, die im Einklang mit der denkmalgerechten Sanierung der Straßenräume stehen. Ein Defizit ist im Bereich der Abstellmöglichkeiten festzustellen, wobei Abstellmöglichkeiten und Fahrradverleihstationen ein wichtiges Thema für die Überplanung des Bahnhofsvorplatzes sind. Das Thema Radverkehr ist aus touristischen und ökologischen Aspekten künftig von besonderer Bedeutung.


Dies ist eine sehr dürftige Aussage zum Radverkehr und die weitere Entwicklung des Radwegenetzes.

Gute Ansätze aber kein Konzept

Seit ca 20 Jahren bringt die ADFC Gruppe fahrradfreundliche Richtlinien und ADFC Empfehlungen im Straßen- und Wegebau den verantwortlichen Ämtern als Handlungsgrundlage nahe. Der Erfolg ist nicht immer offensichtlich. Es wurden zwar Bordsteine abgesenkt, Poller entfernt und Einbahnstraßen freigegeben, aber von einer fahrradfreundlichen Infrastruktur kann noch lange nicht die Rede sein.
Es gibt gute Ansätze in der Stadt, um den Radverkehr zu fördern, aber ein Konzept gibt es nicht.

Beispiel Dr.-Leber-Straße in Wismar

Dies soll an den Radfahrmöglichkeiten auf der Dr Leber Str. und der Dahlmannstr. gezeigt werden. Dies ist ein Teil des Altstadtrings mit viel Verkehr und Tempo 50.
An der Kreuzung hinter der Hochbrücke wird gerade ein großer Parkplatz gebaut und in dem Zusammenhang wird auch ein breiter Bordstein-Radweg angelegt (Bild 1).

An der nächsten Kreuzung ist an der Ampel noch ein Radfahrersymbol, man ist also noch auf einem Radweg, aber dieser ist auch Fußweg und teilweise sehr schmal (Bild 2).

Noch eine Straßeneinmündung weiter gibt es auf dem Fußweg sogar eine Radwegebenutzungspflicht (Bild 3).

An der nächsten Einmündung ist der Fußweg dann für Radfahrer freigegeben aber eigentlich dafür zu schmal.
Wir bewegen uns nun auf die Schweriner Str. zu, dort ist die verkehrsreichste Kreuzung in Wismar überhaupt (Bild 4). Die Radfahrer sind vergessen. Sie dürfen den gegenüberliegenden Bürgersteig nicht weiter benutzen aber in den fließenden Verkehr auf die Straße kommen sie auch nicht ungefährdet.

Also benutzen fast alle Radler dort den Bürgersteig regelwidrig. 500 Meter weiter nach der Fußgängerampel zur Schule wird der Bürgersteig wieder Radfahrer frei und bleibt es bis zum Kreisel Lübsche Straße (Bilder 5 bis 7).

Radfahrer werden ausgebremst

Von einer kontinuierlichen Führung, wie es die Planungsempfehlungen für den Radverkehr vorsehen, kann hier keine Rede sein.
Besonders für Radfahrer, die schnell und komfortabel vorankommen möchten, ist diese Strecke nicht geeignet. Jede Kreuzung und Einmündung birgt Gefahren zwischen Radlern, die geradeaus wollen und abbiegenden PKW.

Diese Strecke muss bei der Entwicklung eines Fahrradkonzeptes überarbeitet werden. Es sollte hier geprüft werden, wie die schnelleren Radfahrer auf der Fahrbahn fahren können, damit sie im fließenden Verkehr im Blickfeld der Autofahrer sicher ihren Weg fortsetzen können.

In loser Reihenfolge werden wir weitere Gefährdungen sowie gute und schlechte Beispiele in unserer Stadt öffentlich machen.

Wismar, den 25 02. 2014, M. Schlaberg

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